Der Verein blickt auf 100 Jahre seines Bestehens zurück

 

1919  wurden nach der schweren Kriegszeit viele Vereine gegründet, u. a. auch der Kunst- und Altertumsverein Geislingen, der heutige Kunst- und Geschichtsverein. Das letzte Jahr stand daher in unserer Stadt ganz  im Zeichen dieses 100. Jubiläums.

Beim KGV begann der historische Rückblick  in der Galerie im Alten Bau, mit einem Vortrag von Dr. Hansjürgen Gölz „Mein Briefmarkenalbum, mein Geschichtsbuch, Briefmarken erzählen deutsche Geschichte von 1919 bis 2019“. An überstandene  Katastrophen in und um Geislingen erinnerte die Ausstellung im Alten Bau „Erde – Wasser – Feuer – Luft“. Und die Geschichte der Helfensteiner erhielt eine neue Perspektive durch das im Juli herausgekommene Buch von Karl-Friedrich Gruber „Die Frauen des Hauses Helfenstein“, in dem er u. a. aufzeigt, wie eng sie mit der Kirche verbunden waren und wie durch Verheiratung der  Frauen die Macht und der Einfluss dieses Grafengeschlechts in ganz Europa wuchs und gefestigt wurde. Zwei Veranstaltungen im Schülerferienprogramm brachten Kindern Geschichte näher: Die Nachtwanderung und Lesung „Mit Rittern und Geistern vom Helfenstein zum Alten Bau“ ließ das Leben der Ritter lebendig werden, und der Besuch im „Haus der Geschichte“ in Stuttgart motivierte sie, als Geschichts-detektive Wichtiges, Kurioses und Skandalöses in den vergangenen Jahr-hunderten aufzudecken.

Das große Jubiläums-Wochenende    begann am Freitag, den 13. 09. mit einer Lesung von Professor Ulrich Klieber, der zur gleichen Zeit seine Bilder „Menschen aus aller Welt“ in der Galerie im Alten Bau ausstellte. Ihm wurde auch die erste Ausgabe der Kunstedition „Kunstblicke“ des KGV gewidmet. Der feierliche Festakt des 100. Jubiläums fand am Sonntag, den 15. September in der Galerie im Alten Bau statt, mit einer Feier am Vormittag, bei dem der Oberbürgermeister und der Vorsitzende des KGV, Roland Funk, Grußworte sprachen und Hartmut Gruber die interessante Geschichte des Vereins Revue passieren ließ. (Die Geislinger Zeitung berichtete ausführlich darüber.) Nachmittags gab es ein Museumsfest im und um den Alten Bau, mit Essen, Trinken, Musik und Museumsführungen. Die Festschrift zum Jubiläum erstellte Hartmut Gruber, der als Stadtarchivar und Museumsleiter im Juli in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Seine Nachfolgerin, Frau Dr. Miriam Régerat-Kobitzsch, gab Ihren „Einstand“ mit einem sehr informativen Vortrag im Rahmen des Geislinger Kulturherbstes „Wendezeiten aus Geislinger Sicht, 1919, 1949, 1969 und 1989, Aufbruch und Neuanfang“  in dem sie sehr geschickt und humorvoll die Trends, Veränderungen und historischen Ereignisse in Ost- und Westdeutschland mit Geschichten aus Geislingen verknüpfte. Mit dem 2. Vereinsabend im November endete der Rückblick auf hundert Jahre Bestehen des KGV:  es referierte Dr. Georg Eckert, Privatdozent für Neuere Geschichte der Universität Wuppertal, über die „Gründung von Geschichtsvereinen seit dem 19. Jahrhundert“. Ein Vortrag, der deutlich machte, dass dieses Thema ganz und gar nicht trocken ist, sondern höchst spannend.

Museen im Alten Bau :     Auch die Kunst kam in diesem Jahr nicht zu kurz: 5 Kunstausstellungen von hoher Qualität wurden gezeigt und von 1.777 Besuchern honoriert. Die erste Weihnachtsausstellung der neuen Archivarin unter dem Motto „plakativ. progressiv. kreativ.“ zeigte Werbung der WMF aus den 1950/60er Jahren. Sie zog 1.501 Besucher an und war ein großer Erfolg. Die Museen im Alten Bau verzeichneten eine deutliche Erhöhung der Besucherzahl (1317), die vor allem auf das größere Interesse der Schulen (16 Klassen) zurückzuführen war. Auch über 34 neue Mitglieder durfte sich der Verein freuen.

Siechenkapelle : Die frisch restaurierte Siechenkapelle wurde mit einem Festakt Ende April wieder eröffnet und mit einer Ausstellung des Landesdenk-malamtes zu den Restaurierungsarbeiten und Erhaltungsmaßnahmen. Endlich konnte dieses Kleinod auch für Personen zugänglich gemacht werden, die gehbehindert sind.  Ende August erhielt die Kapelle einen barrierefreien Zugang an der Stuttgarter Straße, der von der Baufirma Rapp gestiftet und erbaut wurde. Die Stadt Geislingen finanzierte das Tor und die Beleuchtung.

Fahrten:                   Die zwei Fahrten des KGV waren ausgebucht. Die 3-tägige Fahrt im Juli ging nach Bayern ins Kloster Weltenburg, per Schiff durch den Donaudurchbruch und zur Befreiungshalle. Danach stand die Besichtigung der Walhalla auf dem Programm und eine Stadtführung in Regensburg. Des Weiteren erhielten die TeilnehmerInnen eine Premiumführung durch das Thurn und Taxis-Schloss Emmeram und in Landshut eine Führung durch die Stadt und die Burg Trausnitz. Die Tagesfahrt im Herbst nach Hohenheim, ins Deutsche Landwirtschaftsmuseum, bot einen spannenden Rundgang durch die Geschichte der Landwirtschaft und am Nachmittag eine sehr informative und launige Führung durch die einzigartigen Gärten der heutigen Universität mit Prof. Steiner.

Wahlen:          Das Ausscheiden der Schatzmeisterin Ruth Rettig und des Museumsleiters machte Nachwahlen nötig. Neu gewählt wurden: als Schatzmeister Harald Kaiser, als Museumsleiterin Frau Dr.Miriam Régerat- Kobitzsch und als neuer Beisitzer im Bereich Kunst, Boris Kerenski.

Der Verein trauert um zwei aktive Mitglieder, die im vergangenen Jahr verstarben: im Februar der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende, OStD i.R. Armin Beck, und im September Thomas Dix, der sich sehr engagiert für die Pressearbeit im Verein einsetzte.

 

Ausblick auf das Programm 2020:      Auch für dieses Jahr waren 5 Kunstausstellungen geplant und die erste, Zeichnungen und gezeichnete Filme von Rolf Urban, konnte noch durchgeführt werden. Auch die Zusatzveranstaltung in Kooperation mit der Rätsche, eine Vorführung der Filme Urbans mit Musik seines Film Stills-Trios. Die folgende Ausstellung mit Druckgrafik von Karin Brosa, die am 22. März eröffnet worden wäre, musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden, ebenso die geplante Tagesfahrt zur Azteken-Ausstellung nach Stuttgart. So wie die Situation jetzt aussieht, werden wohl alle Veranstaltungen mindestens bis zum Sommer nicht stattfinden können und auch die Museen im Alten Bau bleiben geschlossen. Ob dann im September der „Kulturherbst“ eröffnet werden kann, unter dem Motto „Leben in der Fachwerkstatt Geislingen“ ist noch völlig offen. Die von Frau Dr. Régerat-Kobitzsch geplante Weihnachtsausstellung würde zum  Thema haben „30 Jahre Wiedervereinigung/30 Jahre Städtepartnerschaft mit Bischofswerda“. Vielleicht findet die Tagesfahrt am 26.09. in das Leprosenhaus Bad Wurzach und zum Campus Galli in Meßkirch statt. Im Campus Galli bauen Handwerker und Ehrenamtliche seit Jahren an einer karolingischen Klosterstadt auf der Grundlage eines Planes aus dem 9. Jahrhundert (von der Insel Reichenau) und mit den handwerklichen Techniken der damaligen Zeit. Die Baudauer ist auf mindestens 40 Jahre angelegt.

Auf der Homepage des Vereins werden die Veranstaltungen aufgeführt, die im Laufe des Jahres stattfinden können.

 

Elke Staudinger

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