Sie bringen die Züge auf der großen, originalgetreuen Modellanlage der Geislinger Steige wieder zum Laufen: Alfred Wäse und Jan Frese.

Fotos: Roderich Schmauz

Mit drei Dampflokomotiven geht es die Geislinger Steige hoch. Ein Detail am großen Steigemodell im Museum im Alten Bau.

 

Noch ruckeln und zuckeln die Zügle ein wenig

Steige-Jubiläum. Zwei Modelleisenbahn-Bastler richten im Museum im Alten Bau die 28 Meter lange, originalgetreue Nachbildung der Geislinger Steige pünktlich zum Festwochenende wieder ganz her – Von Roderich Schmauz

Noch ruckeln und zuckeln bisweilen die Züge auf ihrer Fahrt zwischen km 60,650 und km 67,850, also vom (ehemaligen) Geislinger Gaskessel und dem Hauptbahnhof über die Steige bis zur Brücke der Landesstraße 1232 in Amstetten und dem dortigen Bahnhof. Allerdings ist ihre Strecke nicht 7,2 Kilometer lang, sondern „nur“ 28,35 Meter. Spätestens zur Feier des 175-Jahr-Jubiläums des Steigebaus Ende Juni soll der Zugverkehr wieder reibungslos auf der Modellbahn im Museum des Alten Baus in Geislingen rollen. Dass ihnen das gelingt, sind Alfred Wäse und Jan Frese zuversichtlich. Doch wissen die beiden erfahrenen Hobbyeisenbahner, dass ihnen die Renovierung noch Geduld und Spucke abverlangen wird.

Zum Steigejubiläum im Jahr 2000 hatte ein zwölfköpfiges Team von Modellbauern mit ihrem Initiator und Chefplaner Friedrich Welle diese riesige Anlage im Maßstab 1:250 mit der Märklin-Miniclub Spur Z in zweijähriger Arbeit in Räumen der WMF entworfen und ausgeführt. Die ambitionierte Nachbildung der Geislinger Steige ist original- und detailgetreu. Sie rekonstruiert, wie vor 100 Jahren, anno 1925, Bebauung und Naturlandschaft ausgesehen haben, also die Stadt Geislingen, die Gebäude, das Rohrachtal, der Hang mit der Bahntrasse, die Albhochebene bei Amstetten und natürlich die Gleisanlagen mit den beiden (noch nicht elektrifizierten) Betriebsgleisen und den Bahnhöfen. Die Anlage steht nun seit 25 Jahren im zweiten Stock des Museums – und diese Zeit ist nicht ganz spurlos an ihr vorübergegangen, Züge liefen seit langem nicht mehr.

Als die Stadtverwaltung deswegen bei Märklin um Rat und Hilfe nachsuchte, machte man ihr keine Hoffnung auf eine rasche Sanierung der Modelleisenbahnanlage. Das schätzten jedoch von Anfang an Jan Frese und Alfred Wäse viel optimistischer ein. Der Schreiner und Berufsschullehrer Frese (63) und der Altenstädter Elektromechanikermeister Wäse (64) gehörten bereits vor 25 Jahre zum Steigeteam. Und sie waren bereit, erneut tätig zu werden. Seit jeher sind Modelleisenbahnen ihr Hobby.

„Die Anlage war in keinem so schlechten Zustand“, urteilt Frese. Optisch schaue das im Museum in einem eher dunklen Raum hinter Glas abgeschottete Steigemodell nach wie vor sehr gut aus. Die filigranen Telefonmasten entlang der Bahnlinie und die kleinen Signale zum Beispiel – alle noch okay. Ein paar Moosteile von Büschen sind gebröselt, haben sich gelöst und liegen jetzt auf einem Weg. Aber das sind Kleinigkeiten, die die Beiden zuletzt angehen werden.

Das wesentlich größere Problem ist, dass kleinste Unebenheiten der Gleise und Fugen an den Trennstellen zwischen den Schienen den Zugverkehr sofort zum Erliegen bringen. Denn bei der Spur Z erhalten die Loks über die Räder und die Gleise den Fahrstrom. Ist der Kontakt unterbrochen, läuft also nichts mehr. Und das gilt zudem für die einzelnen Blocks, die gesicherten Streckenabschnitte, die – wie im Original – eine Lok erst durch Überfahren freigeben, beziehungsweise freischalten muss. Die Konsequenz: Die Modellbauer reinigten und polierten mehrere Tage lang mit kleinen Schwämmen und feinem Schleifpapier die beiden Betriebsgleise einschließlich der Schienen in den beiden Wendekästen. Dann ließen sie Lokomotiven fahren, die die weitere Reinigung der Gleise übernehmen. Doch nach zwei, drei Steigefahrten müssen deren Räder schon wieder vom Gleisabrieb gereinigt werden. Deswegen heißt es, geduldig sein.

Zwei Wochen vor Ostern haben Jan Frese und Alfred Wäse mit der Reaktivierung der Anlage begonnen, jeweils an einem oder zwei Nachmittagen pro Woche. Insgesamt werden sie wohl 50 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit investieren, bis im steten Gegenverkehr wieder zwei Züge problemlos die Steige hinauf- und wieder hinabfahren werden.

 

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