Ausstellung Peter Schiele war von 1976 bis 2005 Fotograf der GEISLINGER ZEITUNG.
Jetzt stellt er in der Siechenkapelle 180 Schwarz-Weiß-Fotos aus.
Die Fotoausstellung „Unsere Zeit im Bild“ vom 25. Mai bis 29. Juni in der Siechenkapelle Geislingen zu sehen, die vom Kunst- und Geschichtsverein betreut wird
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Momentaufnahmen wie diese können Interessierte bei der Fotoausstellung „Unsere Zeit im Bild“ des ehemaligen GZ-Fotografen Peter Schiele ab dem 25. Mai in der Siechenkapelle in Geislingen sehen. Foto: Peter Schiele
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Peter Schiele im Jahr 1997 beim Vergrößern von Negativen in der Dunkelkammer der GZ. Foto: Archiv Geislinger ZeitungDichter Verkehr quält sich durch die Geislinger Hauptstraße, am Rand der Einbahnstraße stehen Parkuhren, Auto reiht sich an Auto. Das nächste Bild: Pflasterarbeiten, die Hauptstraße ist zur Fußgängerzone geworden, wird die „gute Stube“.
Zahlreiche einschneidende Veränderungen wie diese hat Peter Schiele aus Stadt und Land, vom Filstal und der Alb, als Pressefotograf der Geislinger Zeitung in Fotos gebannt. Und das drei Jahrzehnte lang, von 1976 bis 2005. Jetzt stellt er unter dem Titel „Unsere Zeit im Bild“ in der Siechenkapelle rund 180 großformatige Schwarz-Weiß-Fotos aus: Dies ist jedoch eine verschwindend kleine Auswahl, hat er während seiner Berufstätigkeit schätzungsweise 175.000 Fotos geschossen.
Angesichts der einmaligen Bilddokumente werden Erinnerungen wach: Beim Steigejubiläum anno 2000 überquerte noch einmal eine Dampflok auf der Tälesbahn die Stuttgarter Straße. Eine riesige pechschwarze Rauchwolke stieg über dem brennenden „Bruderhaus“ am Kirchplatz himmelwärts – dieses eindrucksvolle Motiv wählte er als Titelbild der Ausstellung aus. Ebenfalls dokumentiert hat Peter Schiele die Bauphasen des Sonne-Centers. Von der riesigen kahlen Wunde, die der abgerissene Gasthof „Sonne“ hinterlassen hat, bis das Einkaufszentrum endlich bezugsfertig war. Auf dem MAG-Gelände verfolgte er mit der Kamera den Abriss der alten Gießerei, die aufwendige Bodensanierung bis zur Neubebauung.
Motive der Schwäbischen Alb
Besondere Ereignisse, das öffentliche Leben und den Alltag der Menschen in all seinen Facetten festzuhalten, gehört zum großen Betätigungsfeld eines Fotografen bei einer Lokalzeitung. Alle Traditionsfeste im Jahreskreis, angefangen beim Pferdemarkt auf dem Städtischen Sportplatz, bis zu den Weihnachtsmärkten, hat Schiele immer wieder porträtiert. Apropos Porträts: Natürlich war er mit seiner Leica zur Stelle, als zwischen 1978 und 1982 Spitzenpolitiker wie Hans Filbinger, Helmut Schmidt, Manfred Wörner oder Lothar Späth in Geislingen eine Stippvisite einlegten.
Ein Faible hatte Peter Schiele immer für die Schwäbische Alb, die heimatliche Landschaft im Wandel der Jahreszeiten und für seine Menschen. Frauen im Backhaus schwer im Teig, die stolze Betreiberin in ihrem Tante-Emma-Laden, eine alte Bäuerin mit der Hacke bei der Feldarbeit – mit solchen Schnappschüssen hielt der GZ-Fotograf ein Stück Heimat- und Kulturgeschichte fest. Und seine Aufnahmen zeigen, dass er seinen Foto-„Objekten“ immer mit Respekt und Empathie begegnete, als Subjekte auf Augenhöhe. Und neben dem dokumentarischen Anliegen komponierte er seine Aufnahmen auch immer nach fotografisch-künstlerischen Kriterien.
Seit den 70ern bei der GZ
Peter Schiele hat seinerzeit sein Hobby zum Beruf gemacht. 1941 wurde er in Rathenow in Brandenburg geboren. Die Familie floh 1949 aus der Sowjetzone in den Westen, zunächst nach Obernburg am Main, wo der Vater als Textilingenieur Arbeit fand. 1962, nach dessen Tod, zog die Familie nach Esslingen. Peter Schiele wurde Technischer Zeichner, dann Maschinenbautechniker. Mit der Heirat 1968 zog er in die Heimatstadt seiner Frau Margrit nach Geislingen.
Im April 1976 bewarb sich der passionierte Hobby-Fotograf, der schon früh seine Fotos selber in der eigenen Dunkelkammer entwickelte, auf die freigewordene Stelle bei der GZ. Ein Jahr davor hatten die GZ und der Fünftälerbote der NWZ fusioniert. So hatte Schiele in der Redaktion mit Heinrich Reinemer und Heinz Schwarzkopf zwei Chefs. Jahrzehnte lang fotografierte „ps“, so sein Zeitungskürzel und Markenzeichen, mit Schwarz-Weiß-Filmen, die er natürlich selbst entwickelte, um dann Abzüge zu machen. In den letzten Jahren stellte er sich auf Farbfilme (ab Juni 1998) und schließlich auf Digitaltechnik (ab 2002) um. Mit dem Ruhestand 2005 zog Peter Schiele mit seiner Familie in ein neues Eigenheim am Bodensee, wo er nach wie vor wohnt.
Info Die Fotoausstellung „Unsere Zeit im Bild“ ist vom 25. Mai bis 29. Juni in der Siechenkapelle Geislingen zu sehen. Vernissage ist am Sonntag, 25. Mai, 11 Uhr. Peter Schiele ist anwesend, in die Ausstellung führt Roderich Schmauz ein. Weitere Öffnungszeiten sind an allen Sonn- und Feiertagen, 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Siechenkapelle befindet sich in der Stuttgarter Straße 352 (B10), rechts am Ortsende Geislingens Richtung Kuchen. Parkplätze gegenüber „Am Karlstollen“.
Weitere Informationen
Die Fotoausstellung „Unsere Zeit im Bild“ vom 25. Mai bis 29. Juni in der Siechenkapelle Geislingen zu sehen, die vom Kunst- und Geschichtsverein betreut wird. Vernissage ist am Sonntag, 25. Mai, 11 Uhr. Peter Schiele ist anwesend, in die Ausstellung führt Roderich Schmauz ein. Weitere Öffnungszeiten sind an allen Sonn- und Feiertagen, 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die denkmalgeschützte Siechenkapelle befindet sich in der Stuttgarter Straße 352 (B10), rechts am Ortsende Geislingens Richtung Kuchen. Parkplätze gegenüber „Am Karlstollen“.