Sommer-Kultur-Fahrt des KGV Geislingen

 Sommer-Kultur-Fahrt des KGV Geislingen

 

Kürnbach – St. Gallen – Konstanz – Reichenau

   

Die Führung durch das Museumsdorf Kürnbach ließ uns am Beispiel verschiedener Gebäude oberschwäbische Bauerngeschichte und vor allem Bauerngeschichten nacherleben. Wie die Menschen gelebt, gearbeitet haben, ihre Schicksale wurden am Beispiel der jeweiligen Gebäude für uns lebendig.

Original eingerichtete Stuben und Werkstätten nahmen uns mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit in Armut,in Begrenztheit im engen Dorfleben, in Miteinander und Gegeneinander.

So erleben wir Menschen am Rande der Dorfgemeinschaft nach – wie zum Beispiel eine Vertriebenenfamilie aus Pommern, die ihrer ursprünglichen Ausgrenzung unerschütterlich mit Offenheit und Eigenengagement begegnete. Diese Familie sprengte den engen Dorfhorizont, indem sie die Fußball WM 1954 in ihrem Sinn nutzte und das weit und breit erste Fernsehgerät anschaffte. Das  Wohnzimmer wurde zum Treffpunkt der Fußballfans und blieb auch danach ein sozialer Ankerpunkt. Die Familie erlangte einen geachteten sozialen Status innerhalb der Dorfgemeinschaft – und das ohne das damals entscheidende Kriterium: Bauernhof und eigene Landwirtschaft. Die Integration war geglückt!

                         

Als Kontrast beeindruckte uns am Nachmittag das UNESCO Welterbe „Stiftsbezirk St. Gallen“ mit der Stiftskirche und der Stiftsbibliothek mit einer der bedeutendsten Handschriftensammlungen Europas und der einzigen klösterlichen Urkundensammlung aus der Zeit der Merowinger und Karolinger. Der Bibliothekssaal selbst zählt in Form und Gestaltung zu den vollendetsten Bibliotheksbauten der Welt.

       

Die historische Stadtführung am Vormittag des zweiten Tages führte uns in eine Zeitreise, die  Einblicke in das Alltagsleben der Frauen in Konstanz wie auch die bleibenden Errungenschaften besonderer Frauen thematisierte. Wir erfuhren an den jeweiligen Stationen von Frauen und Mädchen, die für das Alltagsleben in der Stadt eine große, nachhaltige  Bedeutung hatten.

                         

Die Große Landesausstellung „ Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ führte uns am Nachmittag in das Archäologische Landesmuseum, in dem die historischen und kulturellen Leistungen der Reichenauer Mönche eindrucksvoll dokumentiert sind. Ein Höhepunkt sind die Handschriften aus dem berühmten Reichenauer Skriptorium, herausragende Zeugnisse der ottonischen Buchmalerei und einige der wertvollsten Prachthandschriften der Welt. Unter Einhaltung strengster konservatorischer Auflagen werden fünf der Handschriften gezeigt, die seit 2003 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO zählen.

       

Mit zwei unterschiedlichen Führungen im Rosgartenmuseum, dem kunst- und kulturgeschichtlichen Museum der Stadt Konstanz mit 150 jähriger Tradition, begann der dritte Tag.  Objekte, Kunstwerke und Zeugnisse der Stadt Konstanz und der Bodenseeregion thematisierte die Führung für die eine Hälfte unserer Gruppe, die zweite Hälfte erlebte Konstanz in der Zeit des Nationalismus nach. Diese Ausstellung richtet ihren Blick  auf vergessene Opfer und auf Mutige, die Flüchtlinge über die deutsch-schweizerische Grenze schmuggelten. Besondere Beachtung findet

Johann Georg Elser, der in Königsbronn bei Heidenheim aufwuchs und  als junger Mann an den Bodensee übersiedelte. Am Tag seines gescheiterten Attentats auf Hitler wurde er unmittelbar vor seinem Fluchtversuch in die Schweiz in Konstanz festgenommen und nach über fünfjähriger Haft

am 09. April 1945 heimlich und ohne Gerichtsurteil hingerichtet.

Am Nachmittag führte uns eine Kunsthistorikerin sehr fachkundig und unterhaltsam zum Thema „ Reichenau – Welterbe des Mittelalters“ durch verschiedene Stationen auf der Insel.

Archäologische Funde konnten für das frühe 8. Jahrhundert eine erste Kirche nachweisen, welche der Ausgangspunkt für das spätere Münster St. Maria und Markus mit der ganzen Klosteranlage wurde. In der Mitte des Münsters sind einige Bauelemente erkennbar, die im Jahr 816 entstanden sind, unter anderem die Vierungsbögen und das östliche Querhaus.

     

Die „Schatzkammer“, ursprünglich ein Sakristeiraum,  verwahrt u.a. den Markusschrein und weitere kostbare  Reliquienschreine und -gefäße sowie, als letztes verbliebenes Zeugnis der Reichenauer Buchmalkunst, ein Evangelistar, ein liturgisches Buch  aus der Mitte des 9. Jahrhunderts.

Einen Gesamteindruck von der Ausmalung eines Sakralraumes in der Zeit vor der Jahrtausendwende vermittelt anschaulich die Ende des 9. Jahrhunderts erbaute Basilika St. Georg, die als hervorragendes Denkmal dieser Epoche gilt.

Die einzigartigen monumental – großflächigen  Wandmalereien im Mittelschiff zeigen in acht Szenen oberhalb der Säulenarkaden  Wundertaten Jesu aus dem Neuen Testament mit den entsprechenden „Tituli“, Bildunterschriften, welche diese Szenen jeweils beschreiben oder Worte Jesu zitieren.

 

Zum Abschluss genossen wir bei klarer Sicht auf dem Aussichtspunkt Hochwart den Ausblick über die Kulturdenkmale der Insel sowie den westlichen Bodensee und in den Hegau.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.