Herbstausfahrt des Kunst- und Geschichtsvereins nach Hohenheim
Der Vulkanausbruch des Tambora in Indonesien im Jahr 1815 mit seiner gigantischen Aschenwolke ließ im Jahr darauf in Europa den Sommer ausfallen. Dramatische Ernteausfälle, v.a. auch in Württemberg, führten zur schlimmsten Hungersnot im 19. Jahrhundert. Brot wurde mit Blättern, Gras, Sägemehl gestreckt.
Königin Katharina und König Wilhelm I. trafen folgenreiche Entscheidungen: Die Königin versuchte mit Wohlfahrtsinitiativen, die es heute noch gibt, unmittelbare Not zu lindern, der König gründete 1818 eine landwirtschaftliche „Unterrichts- , Versuchs- und Musteranstalt“. Er war überzeugt, dass eine nachhaltige landwirtschaftliche Weiterentwicklung nur durch neues, innovatives und systematisches Agrarwissen möglich war.
Die Hochschule preist sich heute als „ Silicon Valley des 19. Jahrhunderts“. So entwickelte sich die Ackergerätefabrik in kurzer Zeit zum weltweiten Lieferanten innovativer Technik; zum Beispiel wurden funktionsfähige Modelle verschiedenster Pflüge zum Nachbau in alle Welt versandt und nachgebaut.
Auf unserem Rundgang durch das Landwirtschaftsmuseum erfuhren wir im Rahmen einer sehr interessanten Führung , wie sich die Arbeitsbedingungen und Arbeitsweisen in der Landwirtschaft verändert haben und noch immer verändern, um die Ernährung der Bevölkerung zu gewährleisten. Das Museum beinhaltet die wissenschaftliche Darstellung der Produktionsgeschichte, den ständigen Wandel in der Agrargeschichte sowie deren Ursachen und Zusammenhänge. Die Exponate der Produktionstechnik vom einfachen ackerbaulichen Gerät bis zur modernsten Agrartechnik beeindrucken in ihrer Komplexität.
Diese „ Hohenheimer Modellsammlung“ gibt Aufschluss über vielfältige Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft und die Agrartechnik im 19. Jahrhundert.
Am Nachmittag ließ der emeritierte Professor Steiner, früher Leiter des Instituts für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und Produktionsgenetik, den exotischen Garten in seiner herbstlich gefärbten bunten Pracht botanisch und historisch lebendig werden. Wir waren alle gebannt, wie detailreich, humorvoll und spannend Prof Steiner die Vielfalt der Informationen auf dem Weg durch den Park vermittelte.
Das Landesarboretum , der Schlosspark und der Botanische Garten ergeben den wesentlichen Bereich der Hohenheimer Gärten.
Auf unserer Führung erlebten wir schwerpunktmäßig das Landesarboretum, dessen älteste Bäume in der Zeit der württembergischen Herzöge Ende des 18. Jahrhunderts gepflanzt worden sind. Wir ließen uns von „Rekordbäumen“, jeweils die ältesten und größten Exemplare ihrer Art in ganz Deutschland, beeindrucken.
Nahezu 1100 Arten und über 1400 Varietäten und Formen von Gehölzen sowie Stauden auf 16 Hektar dienen als Lehr und Anschauungsobjekte.
Aufschlussreich war auch die Darstellung der Vegetationsgeschichte süddeutscher Gehölze seit der letzten Eiszeit mit ihrer Anpassungsfähigkeit an die veränderten Klimabedingungen.
Dass die Stuttgarter Zeitung Prof Steiner als besten Kenner der Hohenheimer Gärten sowie der Geschichte um Hohenheim mit seinen unterhaltsamen und interessanten Geschichtchen bezeichnet, können wir nach dieser, den Nachmittag ausfüllenden, kurzweiligen Führung beeindruckt unterstreichen.