Die barocke Klosteranlage in Wiblingen, ein Höhepunkt des Oberschwäbischen Barock, war das Ziel einer Exkursion des Kunst- und Geschichtsvereins Geislingen am 26. Mai. Ausführlich wurden dabei der Bibliothekssaal und die Basilika unter sachkundiger Führung besichtigt.
„Hier liegen alle Schätze der Weisheit“ verkündet auf lateinisch stolz die Inschrift über dem Portal des zwischen 1740 bis 1750 errichteten prächtigen Bibliothekssaales im Nordflügel der Anlage. Nach seiner Fertigstellung diente er den Äbten als Empfangssaal, und so war dies auch der richtige Ort, um mit dem Rundgang zu beginnen.
Ausführlich bekam die Gruppe alle Details der Gestaltung des spätbarocken Raumes und das ikonographische Programm erläutert. Optisch bestimmen die marmorierten Holzsäulen, die eine ausschwingende Balustrade tragen, den Raumeindruck. Allegorische Figuren an den Längs- und Schmalseiten des 23 Meter langen und 11 Meter breiten Raumes symbolisieren verschiedene Wissenschaften und die Tugenden. Das Deckengemälde, ein Werk des Weißenhorner Künstlers Franz Martin Kuen, vereint Vertreter antiker und christlicher Wissenschaft. Beim Eintritt in den Raum fällt der Blick auf die Vertreibung aus dem Paradies, blickt man am Ende des Raumes zurück, ist die Missionierung, der Auftrag der Mönche, dargestellt. Im Zentrum thront die Allegorie der Weisheit Gottes. Rund 15.000 Bände waren hier bis zur Säkularisation versammelt, mehr als die zeitgenössischen Universitätsbibliotheken normalerweise enthielten.
Lange ließen die Teilnehmer den Raum auf sich wirken, bis man sich in die ehemalige Klosterkirche begab, die Basilika St. Martin, deren theologisches Programm ganz auf das Kreuz verweist. Denn die Stifter des Klosters, die Grafen von Kirchberg, übergaben dem ersten Abt bei der Einweihung im Jahr 1099 drei angeblich vom Kreuz Christi stammende Holzpartikel. Sie werden noch heute als Reliquienschatz in einer Seitenkapelle der Kirche aufbewahrt.
Die jetzige Kirche wurde 1783 geweiht. Sie steht auf dem Platz von zwei Vorgängerbauten und ist einheitlich im Stil des Frühklassizismus ausgestattet. Die ganz auf Weiß und Gold ausgerichtete Farbigkeit ergibt einen weiten und hellen Raumeindruck. Die großen Fensterreihen lassen viel Licht herein. Auch hier wurde den Teilnehmern ausführlich das im maßgeblich von Januarius Zick gestaltete Bildprogramm erläutert, in dessen Mittelpunkt das Kreuz steht. Vor der Seitenkapelle mit den Kreuzreliquien stellte sich die Gruppe abschließend zum Erinnerungsfoto auf.