Luther, Gutenberg und Hildegard – Exkursion

Die zehn Tage, die Luther im Jahr 1521 in Worms verbrachte, um vor dem Reichstag seine Lehre zu bekräftigen, veränderten die Welt. Der Bischofspalast, in dem der Reichstag stattfand, steht zwar nicht mehr. Aber der Standort neben dem Dom ist durch eine Steinplatte markiert, so dass er als Erinnerungsort der Reformation bewahrt ist.

Vor dem Lutherdenkmal in Worms stellten sich die Teilnehmer zum Gruppenbild auf.

Die dreitägige Exkursion des Kunst- und Geschichtsvereins Geislingen und der VHS, geleitet von Walter Klenk, zu den Bischofsstädten Worms, Mainz und Limburg führte die Teilnehmer neben dem genannten zu weiteren Schauplätzen der Reformation in Worms. So fanden in der Magnuskirche, die auf das 9. Jahrhundert zurückgeht, bereits 1521 die ersten Predigten im Sinne Luthers statt, und die geräumige Dreifaltigkeitskirche wurde von 1709 bis 1725 als lutherische Kirche errichtet.

Ein herausragendes Zeugnis romanischer Baukunst ist der doppelchörige Dom St. Peter, der mit seinen vier schlanken Türmen schon von weitem das Stadtbild beherrscht. Die Südseite baute man später gotisch um, der Ostchor wurde mit einem barocken Hochaltar von Balthasar Neumann ausgestattet.

Sehr berührend war der Anblick der vielen, zum Teil halb versunkenen, oft jahrhundertealten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“. Er ist der größte jüdische Friedhof Europas. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahr 1078.

Gegen Abend brachte der Bus die Gruppe nach Mainz, wo man die folgenden zwei Nächte untergebracht war. Am nächsten Morgen traf man sich dort zur Stadtführung und wurde eingeführt in die lange Geschichte der Stadt, die 13 v. Chr. von den Römern gegründet wurde und seitdem ununterbrochen besiedelt ist. Beherrschend ist auch hier der romanische doppelchörige Dom, dem Mainz seinen Ruf als „Rom nördlich der Alpen“ zu verdanken hat, da die Anlage dem Petersdom in Rom nachempfunden ist.

Spannend war die Druckvorführung in der rekonstruierten Gutenberg-Werkstatt im Gutenberg-Museum. Vom Gießen der Bleilettern über das Setzen bis zum Druck einer fertigen Seite demonstrierte die Stadtführerin sehr anschaulich, wie zu Gutenbergs Zeit Mitte des 15. Jahrhunderts mit beweglichen Lettern gedruckt wurde. Im „Allerheiligsten“ des Museums, im Tresorraum, konnten zwei originale Gutenbergbibeln bestaunt werden. Erstaunlich auch die Tatsache, dass zum Druck einer einzigen Bibel 321 Ziegenhäute benötigt wurden, weshalb Papier zunehmend das Pergament ablöste.

War man im Gutenbergmuseum an die Schwelle zur Neuzeit versetzt, so kehrte man mit dem Besuch in Bingen ins Mittelalter zurück. Im dortigen „Museum am Strom“ erhielt die Gruppe ein plastisches Bild der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen. Es ist ein Verdienst dieses Museums, Hildegard zu „erden“, sie als durchsetzungsfähige Frau zu zeigen, die im Alter von über 50 Jahren ein eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen gründete und Missstände ihrer Zeit anprangerte. Ihre theologischen Schriften sind von der Überzeugung durchdrungen, dass ein glückliches Leben nur im Einklang mit Gott und der Natur, in der Harmonie von Leib und Seele gelingen kann. Rund 300 überlieferte Briefe zeugen von einer umfangreichen Korrespondenz mit Persönlichkeiten in ganz Europa.

Ein Gang in den neben dem Museum angelegten „Hildegarten“ durfte natürlich nicht fehlen, wo die Gruppe einen Einblick in die Kräuterkunde der Hildegard erhielt. Wie zu erfahren war, gingen die naturkundlichen Schriften Hildegards wohl auf die Notwendigkeit zurück, als Betreiberin eines Hospitals das medizinische Wissen jener Zeit zu speichern. Ein Besuch der Wallfahrtskirche St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen mit dem Reliquienschrein der Hildegard und der Abtei St. Hildegard rundete das Thema ab.

Am dritten Tag stand die Bischofsstadt Limburg mit ihren verwinkelten Gassen, den zahlreichen Fachwerkhäusern und dem beeindruckenden romanischen Dom auf dem Programm. Am Fernhandelsweg Antwerpen-Byzanz gelegen, kam die Stadt schon früh zu Wohlstand. Auf dem Domberg war Zeit für einen Rundgang durch den Dom, der sich als Bau im Übergang von der Romanik zur Gotik zeigt und für einen Blick in den Bischofspalast. Nach einem gemeinsamen Mittagessen kehrte die Gruppe, um viele Eindrücke reicher geworden, nach Geislingen zurück.

 

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